Searching Lucy

[Rezension] Searching Lucy – Christina Stein

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Inhalt:

Wochen ist es her, dass Ambers Zwillingsschwester Lucy verschwunden ist. Einfach so. In einer Vollmondnacht. An Halloween. Genau einen Monat nach Ambers Vater.

Keine Verdächtigen, keine Lösegeldforderung, nicht eine einzige Spur. Amber weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden noch leben, sinkt mit jedem Tag. Jeder in ihrem Umfeld könnte der Täter sein. Und sie wird ihn finden – und wenn sie in jeden einzelnen Keller einsteigen muss, um nach ihnen zu suchen.

Christina Stein treibt das Geschehen sanft voran und den Leser gnadenlos auf das beklemmende Ende zu – grandios erzählt und ganz nah an der Zielgruppe.

Rezension:

Ich dachte letztens so, dass Christina Stein lange kein Buch mehr veröffentlicht hat – und ein paar Wochen später kam sie mit „Searching Lucy“ um die Ecke! Manchmal sind solche Konstellationen etwas unheimlich, wie auch dieses Buch.

Wie der Titel sagt, geht es darum, dass Lucy gesucht wird und zwar von ihrer Zwillingsschwester Amber. Sie verschwand genau an Halloween, in einer Vollmondnacht, oder um es noch drastischer zu machen einen Monat nach dem Verschwinden ihres Vaters.

Amber macht die Suche aber nicht, wie andere mit Plakaten oder im Internet. Nein, sie bricht in die Wohnungen und Häuser der Bekannten ein. Also auch bei Schülern, mit denen sie befreundet ist. Selbst bei ihren Ex, mit dem sie an dem Abend noch zusammen war, bricht sie ein.

Erwischt, wird sie dann als sie bei einem Klassenkameraden einbricht, der auch etwas seltsam ist. Er kapselt sich vollkommen von der Klasse und anderen in der Schule ab. Jamie, ist zwar der Neue in der Klasse, aber komisch ist er trotzdem. Vor allem hat er ihre Schwester gezeichnet und bewahrt auch noch Haare von Amber auf, die sie erst vor Kurzem abgeschnitten hat.

Aber Spuren von ihrer Schwester findet sie bei ihm nicht, doch nun ist er auch bei ihren Einbrüchen dabei und irgendwie verliebt sie sich auch noch in ihn.

Es ist auf der einen Seite ein typischer Jugendroman, wie ich ihn schon oft gelesen habe, aber dann auch wieder nicht, denn das mit den Einbrüchen ist neu. Gut das Eltville nicht gerade das Mekka der Jugendromane ist, ist auch klar.

Aber dies ist es nicht alleine. Wie Frau Stein die Einbrüche beschreibt und vor allem was Amber bei den Einbrüchen sieht und fühlt, ist schon besonders. Die Zerrissenheit der Familie von Amber, in der sie momentan mehr die Mutterrolle übernommen hat als ihre eigene Mutter. Amber kümmert sich nebenbei um ihren kleinen Bruder, der in den Kindergarten geht, und um die alkoholkranke Mutter, die daran zugrunde geht, dass ihr Mann und ihre Tochter verschwunden sind.

Es ist ein guter Thriller für Jugendliche. Frau Stein kann sehr gut mit den Gefühlen spielen und bringt teilweise neue Elemente in das Ganze mit rein. Warum nicht mal einen Roman im eigentlich sehr beschaulichen Rheingau spielen lassen? Warum nicht mal die Heldin als Einbrecherin fungieren lassen, die dadurch doch einiges mitbekommt, wie kalt es in vielen Familien wirklich ist, auch wenn dies vielleicht nach außen hin alles toll und super aussieht.

Wenn ich eine Tochter in dem Alter hätte, ich würde es ihr zum Lesen geben. Ich mag die Schreibweise von Frau Stein. Sie hat etwas Warmes und sie hält ein Vergrößerungsglas auf die Probleme unserer Gesellschaft, denn in dem Buch wird auch klar, dass viele Menschen keinen haben, bei dem sie sich aussprechen können und bei dem sie ehrlich sein können. Es ist egal, ob es ältere Menschen sind oder jüngere. Es ist allgemein eine Vereinsamung zu bemerken. Und man spürt es auch in diesem Buch, auch wenn Einsamkeit viele verschiedene Formen hat.

Für mich also ein Buch, das man auch lesen kann, wenn man sich nicht mehr in der Zielgruppe bewegt. Ein paar Probleme hatte ich, wenn es in die Umgangssprache der Jugendlichen ging, aber es war OK. Ich hoffe nur, dass mich Frau Stein nicht wieder drei Jahre oder so warten lässt, bis sie mal wieder einen Roman fertig hat. Mich würde es sehr freuen, wieder in meinem Kopf nach Eltville oder sonst wohin zu fahren. Wie wäre es, wenn bei dieser Fahrt noch ein paar weitere Menschen zusteigen?

Verlag: Fischer Verlag

ISBN: 978-3-7373-5712-8

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